Es ist Fußball-EM und meine höckschde Konzentration gilt dem Geschehen auf dem Grün. Bela Rethys Stimme schnarrt, Thomas Müller zwinkert beim Singen und ich habe mich sogar schon mit dem Logo mit den Usambara-Veilchen angefreundet, das ich zuerst gar nicht mochte. Es gibt einen Spielplan für den Couchtisch und einen für die Handtasche. Mein bisher einziges Zugeständnis war die erste Halbzeit England-Frankreich, da wurde ich als Shoppingberatung gebraucht.
Im Experten-Duell zwischen Scholl und Kahn liegt Scholl eindeutig vorn. Wenn auch Olli Kahn mich immer wieder zum Lachen bringt mit dem Dreiklang aus seinen Lieblingsworten „Laufbereitschaft“, „Kreativität“ und „immer weiter weitermachen“. Ich habe ein Lieblingsgeräusch von Jogi Löw, nämlich wenn er mit einem satten „chchchchchch“ die Luft durch die Schneidezähne einsaugt, wo andere einfach „äh“ sagen würden. Ich frage mich, wann eigentlich der Abpfiff für Wolf-Dieter Poschmann kommt. Und wie es Oliver Bierhoff schafft, noch genau so auszusehen wie vor zehn Jahren.
Was im Fernsehen „Dittsche“ heißt oder im Radio „Frühstück bei Stefanie“, das ist im echten Leben mein Lieblings-Asia-Imbiss. Dort fachsimpeln ein älterer Hamburger und der vietnamesische Koch über das Spielgeschehen und überhaupt. „Guckst du das Deutschland-Spiel beim Public Viewing?“, fragt der Koch. „Zuhause!“, sagt der Hamburger. „Vier Meter zum Kühlschrank!“ Oder er erzählt, auf wen er getippt hat, und wer „verkehrt gespielt hat“, nämlich entgegen seinem Tipp-Ergebnis. Und der Elfmeter für Griechenland im ersten Spiel? „Den hätte ich mit der Krücke reingemacht!“ Muss ich morgen unbedingt wieder hin für die Nachberichterstattung…