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Fernseh-Geisterbahn

3 Sept

Ein niegelnagelneuer Tatort aus Köln, da habe ich mich doch tatsächlich auf den Sonntagabend gefreut. Ein bißchen. Denn schon nach der dritten Großaufnahme von dem süßen Hund war mir irgendwie klar, dass der noch sterben wird. Wuff, schnäuz. Köln schien gestern nur aus dunklen, unwirtlichen Ecken zu bestehen, und mittendrin eine wild tanzende und düster dreinblickende Anna Loos und zwei zähneputzende Komissare. Kurzum: alles, was ich lieber nicht sehen würde.

Also schnell den Strohhalm aus der Spielkiste herausgeholt und einmal durch die ganze Wohnung mit der Katze gespielt. So konnte ich wunderbar die unsehbare Debatte bei Jauch überbrücken um dann auf einer sicheren Bank bei Kommissar Beck zu landen. Auch wenn es so scheint, als würde das ZDF jedes Mal die gleiche Folge senden, ist mir das allemal lieber als diese Tatorte, in denen die Kommissare mit den Verdächtigen persönlich bekannt sind!

Dann jedoch, kaum hatte ich mich vom Tatort erholt, hat die fernsehgruselige Geisterbahn direkt wieder an Fahrt aufgenommen: Richard David Precht plus Gast in einem Lampenladen, wie sie sich tief in die Augen sehen und so gewichtige Sätze von sich geben wie „Die Schule wird es so in zehn Jahren nicht mehr geben, oder es wird dieses Leben so nicht mehr geben in zehn Jahren.“ Aha! Dazu diese merkwürdig nahe Kameraführung, als würde ich in meinem Fernsehgerät sitzen, und mit mir selbst skypen. Mir haben eindeutig zwei Gläser mit Whiskey auf dem Tresen gefehlt und ich habe auch nicht mehr mitgekriegt, wer wessen Hand zuerst genommen hat.  Nein, ich war bedient mit dem Abendprogramm, und hätte mir stattdessen Kommissar Beck und seinen Nachbarn an den Tisch gewünscht. Den Fernseher behalte ich wohl noch, aber das komische Bestsellerbuch von Precht, dass mich fett angrinst in meinem Bücherregal, das muss sehr bald ausgesetzt werden. Am besten heute noch!