Montag vor einer Woche war die große Eröffnung vom schwedischen Möbelhaus in Altona. Die Verlockung war groß, gleich am ersten Tag dort hinzugehen und überall anzufassen, wo noch nie zuvor jemand angefasst hat. Ich sah mich schon wie einen kleinen Frosch mit Saugnäpfen an den großen Scheiben von innen herumtatzen und den Hier-ist-alles-neu-Geruch inhalieren.
Nun also, eine Woche und noch ein bisschen später konnte ich doch nicht mehr länger standhalten. Aus der Mittagssonne direkt durch den großen Schatten, den der Möbel-Block wirft, direkt hinein ging ich. Überall Rolltreppen wie im Charles de Gaulle-Airport, ein extra Rolltreppenband für die Einkaufswägen gibt es, die ruckeln dann so ein bisschen herum wie in der Geisterbahn. Extra für mich ist da ganz viel unverputzter Waschbeton und der Rest sieht dann aber aus wie überall bei Ikea. Laaaaaaangweilig.
Damit man aber doch irgendwann wieder aufwacht, haben sie Ausstellungs- und Mitnahmebereiche bunt gemischt und über alle Etagen verteilt, so dass man sich wenigstens ein bisschen konzentrieren muss und als Krönung die Kassen im 2. Stock angesiedelt. In der mikro-kleinen Stoffabteilung bekam ich eine sehr freundliche und umfassende Beratung, um dann einen Meter Stoff zu kaufen, den ich mit der einzigen und leider ziemlich unscharfen Schere selbst zuschneiden durfte. Danach war ich mit meinem Programm erst mal fertig und ging schnurstracks zum Lachs.
Das Restaurant bezaubert weniger durch sein Angebot als durch die großartige Aussicht auf die Einkaufsstraße darunter. Während ich also den Lachs mit Zitrone beträufelte und das ermüdete Dillzweigchen darauf bedauerte, war ich schon sehr abgelenkt von den ganzen sommerlichen Dekolletés, die unten die Straße längsschwebten. Einfach mal die Perspektive wechseln, voilà.
Ich habe entdeckt, dass auf dem Tisch ein rosenquarzfarbenes Himalaya-Salz steht, das hat dem Fisch gut gefallen. Ich habe mich gefragt, wie man es schafft ein Essen für einen Erwachsenen auf einen so kleinen Teller zu packen. Und warum gibt es bei IKEA so überproportional viele Schwangere und Rollatoren? Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich die Gehwägelchen jedoch als fahrbare Untersätze für gaaaaanz viele Tabletts und eine Frau neben mir hatte da schön ihre Lederjacke drauf drapiert.
Schließlich hatte ich alles verputzt, alles Guckenswerte geguckt und wenigstens das Gefühl, ich hätte irgendwas angefasst, das erst seit 10 Tage angefasst wird. Kaum hatte ich mich erhoben an meinem Fensterplatz hatte ich original zwei Tabletts im Rücken und eins im Bauch. Weil so ein Fensterplatz mit so unglaublichen Aussichten, das hat sich wohl schon rumgesprochen, ist ja wohl das allerbeste, was einen über so kleine Teller wegtrösten und zum Voyeur wider willen machen kann!